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Ein neues Zuhause mitten im Urwald

Im Rahmen meines Wahlpraktikums am TDS konnte ich 2016 nach Peru reisen. Zuerst verbrachte ich eine Woche in Lima, um mein Spanisch aufzubessern. Anschliessend flog ich für fünf Wochen nach Pucallpa, eine Stadt im Urwald. In Pucallpa wiederum gibt es kleines Dorf namens Cashibo.  Dort leben einige Schweizer und Deutsche mit ihren Familien gemeinsam mit Indianerfamilien. Die Indianer erhalten eine theologische Grundausbildung, um in ihrem Dorf eine Kirche zu gründen. Daneben konnten sie auch andere Berufe erlernen, wie Mechaniker, Schreiner oder Tropenlandwirt. Die Frauen wurden zudem in Hygiene unterrichtet.

Wie ein Zuhause geworden
Oft war ich in der Guarderia, um auf die Indianerkinder zu achten, während ihre Eltern im Unterricht waren. Das war immer anstrengend, doch sie waren alle sehr süss und ich schloss sie ins Herz. Meine Hauptaufgabe war, das Leben der Missionare kennenzulernen, und so versuchte ich möglichst überall hineinzuschauen. Mit den Krankenschwestern war ich beim Zahnarzt, im Spital und auf Hausbesuch bei den Indianern. Ich war bei den Missionarskindern im Kindergarten, in der Schule und leitete die Jugendgruppe. Ich besuchte den Unterricht der Indianer, ihre Gottesdienste, Hauskreise und versuchte, im persönlichen Gespräch etwas mehr über ihr Leben zu erfahren. Die Zeit in Cashibo war sehr bereichernd und viel zu schnell vorbei. Zu Beginn hatte ich Angst vor dieser Zeit, doch Gott versorgte mich mit neuen guten Freunden, welche diese Zeit noch spezieller machten. Der Abschied von Cashibo schmerzte – und ich merkte, dass dieser Ort in dieser Zeit für mich zu einem Zuhause geworden war.

Hoffnung im Leben von Straftäterinnen
Zurück in Lima lebte ich wieder im Gästehaus von Indicamino und besuchte verschiedene soziale Projekte. Da waren Unihockey-Trainings, Mittagstische und Bibelstunden mit Slumkindern. Es bestürzte mich, diese Armut zu sehen, und ich schämte mich, weiss zu sein. Als Weisse in den Slums ist man das Sinnbild für Reichtum. Gleichzeitig merkte ich dort etwas: Diesen Armen fällt es oft leichter, Gott anzunehmen, als uns Schweizern. Wir haben alles, was wir brauchen, und daher oft das Gefühl, wir brauchen Gott nicht. Am meisten gefiel mir der Besuch in einer Wäscherei, wo ehemalige Straftäterinnen einen Arbeitsplatz finden. Sie erzählten mir unter Tränen, wie sie Gott kennenlernten und damit plötzlich Hoffnung in ihr Leben kam.
Lima ist eine riesige, staubige und lärmige Stadt, die ich als Landei gerne wieder hinter mir liess. Es begannen meine Ferien, in denen ich mit meiner Freundin zwei Wochen durch Bolivien reiste. Nach 2.5 Monaten durfte ich, reich an vielen Erfahrungen, endlich meinen Ehemann wieder in die Arme schliessen.


tdsaarau.ch