Stories

… und plötzlich sind alle erreichbar!

Seit einigen Jahren gibt es in Kamerun Mobiltelefone. Sie haben das Statussymbol „Transistorradio“ abgelöst. Hier tragen mittlerweile fast alle ein Telefon mit sich herum. Probleme haben diejenigen, die nie lesen gelernt haben.

Doch inzwischen beherrschen fast alle die zum telefonieren nötigen Zahlen. Falls nicht, dann erkennen sie dennoch das Schriftbild des Namens der Person, die sie anrufen möchten. Einige haben sogar Mobiltelefone mit arabischen Schriftzeichen. Da SMS schreiben billiger ist als telefonieren, haben nun viele den Wunsch, lesen und schreiben zu lernen.

Erleichterung wird kompliziert

Uns erleichtert das Telefon die Arbeit enorm – normalerweise. Aber es kann auch einiges an Umtrieben mit sich bringen. Beispielsweise hat eine Frau in einem abgelegenen Dorf Probleme mit der Geburt. So ruft ein Angehöriger seine Bekannten an und fragt, ob ich da sei. Wenn ja, wird die Schwangere auf dem Motorrad hierher gebracht oder ich werde vom Bekannten geholt und ins Dorf begleitet. Auf der Fahrt ins Dorf werden Familienmitglieder per Telefon informiert, die dann unterwegs zusteigen. Stellt sich im Dorf heraus, dass die Frau für einen Kaiserschnitt ins Spital transportiert werden muss, wird das Auto bis auf den letzten Platz mit Gepäck und Angehörigen gefüllt. Die Schwangere liegt dann irgendwo dazwischen.

Unterwegs werden wieder Leute angerufen und um Geld gebeten. (Eine Operation kostet etwa so viel, wie der Verkauf einer guten Kuh einbringt. In der Regel haben die Leute nicht so viel Bargeld zu Hause und Krankenversicherungen gibt es hier nicht.) So kann es vorkommen, dass ich zwei bis drei Mal anhalten muss, damit Verwandte, die am Weg wohnen, Geld mitgeben können. Falls Familienangehörige vorhanden sind, die in der Stadt wohnen, wird auch mit ihnen telefoniert. Meistens erwarten sie uns dann bereits, wenn wir nach rund einer Stunde Fahrt im Spital ankommen.

Erreichbarkeit bringt neue Einkünfte

Mobiltelefone bringen gute Verdienstmöglichkeiten für geschäftstüchtige junge Leute. So lädt man beispielsweise in den gelb oder orange angestrichenen hölzernen Verkaufsständen den benötigten Kredit aufs Mobiltelefon oder telefoniert gleich dort. Andere besitzen einen Generator. Da es im Busch keinen Strom gibt, kann man für ein Entgelt beim Generatorbesitzer den Akku des Telefons aufladen lassen. Ja, nun sind wir hier in Kamerun auch in angelegenen Orten ziemlich gut erreichbar – das war vor wenigen Jahren noch undenkbar!

 

www.sam-info.org