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Lernen fürs Leben

21 Schülerinnen und Schülern kommen täglich zum Unterricht an die Schule Mustakhbal wa Radja` (Arabisch für Zukunft und Hoffnung). Ziel ist es, dass nach und nach alle Stufen vom Kindergarten bis zur sechsten Klasse unterrichtet werden. Heute lassen wir Sie am Geschehen in der Vorschule teilhaben.

Am Sénéna, 06.45 Uhr: Mit der Sonne aufgestanden, erscheinen bereits ein paar sehr motivierte Kinder im Hof der Schule. Nichts zu machen, die Eltern konnten sie nicht länger zu Hause zurückhalten. Der Hunger dieser Kleinen, Neues zu lernen und zu entdecken, ist riesig! In ihren violett-weissen Gewändern und den farbigen Kopftüchern, welche die verschmitzten Gesichter umrahmen, sehen sie aus wie kleine „Perlen“. Alle sind sie so kostbar und einzigartig, auch im Blick auf ihre Herkunft. Die einen sind „verwöhnte“ Kinder, wenn man das im hiesigen Kontext überhaupt sagen kann, andere sind Waisen oder vernachlässigte Glieder einer zahlreichen Geschwisterschar.

Carême, die freundliche Lehrerin, führt die Kinder im Gleichschritt in die Klasse: links, rechts, links rechts. Das wird hier so gemacht. Jeder Tag hat sein eigenes Zeremoniell. Durch die Strohwände hört man, wie die Kinder singend den Tag beginnen. Danach bemühen sich die kleinen Finger, die ersten Buchstaben auf die Schiefertafel oder in das grosse Heft der Wüste zu schreiben – den warmen Sand. Kein Problem, wenn etwas nicht gelingt, denn schnell ist das Wort verwischt und neu begonnen.

„Wir lernen Gott durch Geschichten kennen, die uns Agathe auf Arabisch erzählt – das gefällt uns! In der Pause spielen wir unter dem Sonnendach, das uns in der warmen Saison vor der brennenden Sonne schützt. Schade, dass ein starker Sturm es kürzlich flach wie eine Crêpe gemacht hat. Christina (Kurzzeiterin) bringt uns in der Gymnastik lustige Sachen und allerlei Arten von Pirouetten bei – so etwas haben wir noch nie gesehen und wir lachen uns schlapp! Jeden Morgen warten wir ungeduldig auf den grossen Moment: Wir bekommen Hirsebrei, den Yolande, eine Mutter aus dem Dorf, für uns kocht.“ Die kleinen Schleckmäuler verschlingen die milchige Masse mit Wonne, denn mit vollem Magen lernt es sich leichter. Wir nutzen die Gelegenheit und üben mit den Kindern elementare Hygieneprinzipien wie das Händewaschen vor dem Essen und das Zähneputzen danach.

Die Zeit fliegt und bald schon hören wir die fröhlichen Rufe auf dem Hof: „Auf Wiedersehen, bis morgen!“

 

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