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Liebevoll umschwärmt von Fliegen

Du warst ja schon in vielen Ländern unterwegs, auch in Lateinamerika. Was ist dir in Bolivien besonders aufgefallen?

Susanne Graf: Im Gegensatz zur Kubareise ist es weniger touristisch. Wir haben das alltägliche Leben der Bolivianer mitbekommen. Angefangen bei Therese und Willy, wo wir wohnten, wenn wir nicht irgendwo anders unterwegs waren. Sehr bewegt hat mich, dass sie, wie alle in der Stadt, hinter hohen Mauern leben. Jedes Grundstück ist von einer solchen umgeben und mit Glasscherben, Stacheldraht, Elektrozaun oder ähnlichem versehen. Die beiden Kinder können nicht auf die Strasse oder alleine auf einen Spielplatz spielen gehen – zu viele Gefahren bis hin zu Entführung lauern dort.

Auf dem Land ist es ganz anders. In Lomerío hat Willy diverse Projekte. Dort sind die Kinder frei und bewegen sich im ganzen Dorf. Sehr einfache Verhältnisse haben wir dort selber erlebt: Statt eines WC mit Wasserspülung ein Bretterverschlag, dahinter ein Loch im Boden; statt einer Dusche ein Häuschen, wo ich meinen Kübel Wasser mitnehme und mir über den Kopf leere.

Was waren für dich die schönsten und eindrücklichsten Erlebnisse dieser Reise?

Die Dorfgemeinschaften zu erleben, in denen Willy arbeitet, das war für mich sehr eindrücklich. Die Leute wirkten sehr motiviert zu arbeiten und sind dankbar für die Unterstützung von Willy. Es hat mir auch gefallen, wie Willy seine Rolle wahrnimmt. Einerseits scherzt er mit den Bewohnern, anderseits sagt er ihnen klar, was sie tun müssen, wenn sie mit den Hühnern Erfolg haben wollen, ebenso im Garten usw. Das spiegelt eine gute Arbeitsbeziehung.

Dann ist da die schöne, zum Teil völlig unberührte Natur, die wir beim Fischen im Amazonas, beim Baden und Wandern in einem bergigen Nationalpark oder beim Beobachten der Vögel, Schmetterlinge, Krokodile und anderer Tieren erlebt haben.

Du hattest einen Einsatz mit Papierfalten. Wie hast du das erlebt?

In Surusubí, einem kleinen Dorf in Lomerío, haben die Bewohner am Nachmittag die Schüler extra dafür aus dem ganzen Dorf zusammengetrommelt. In dem kärglich eingerichteten Schulzimmer habe ich den Kindern beigebracht, wie man hüpfende Frösche falten kann. Die Kinder haben gut mitgemacht und waren sehr begeistert und zum Teil auch sehr ausdauernd, d.h. sie wollten nicht mehr aufhören. Das war eine schöne Erfahrung, obwohl ich bei zwei oder drei Jungs an meine Grenzen kam. Sie rochen übel und waren von Fliegen begleitet, die auch mich liebevoll umschwärmten. Bestimmt ist das mangelnde Wasser und die Armut ein Problem, aber nicht nur, denn andere Kinder kamen ohne Duftwolke und Jagdgeschwader.

 

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