Stories

Ich komme wieder!

Wir sind unterwegs im Niemandsland im Norden von Äthiopien. Die Strasse ist heiss und staubig. Der Fahrer versucht, den schlimmsten Schlaglöchern auszuweichen. Wenige Kilometer entfernt liegt die Grenze zu Eritrea. Unser Ziel ist ein Flüchtlingslager. Dort wollen wir eritreische Christen treffen.

Flucht aus der Heimat
Täglich überqueren Menschen die Grenze und landen in Flüchtlingslagern auf der äthiopischen Seite. Sie fliehen aus ihrem Land, weil sie fürchten, in den Militärdienst eingezogen zu werden. Andere flüchten, weil sie wegen ihres christlichen Glaubens verfolgt werden. Viele junge Eritreer finden keine Arbeit und sehen keine Perspektive mehr für sich in ihrem Land. Nach ihrer Flucht werden sie von den örtlichen äthiopischen Behörden in Lager gebracht. Hier sind sie, abgesehen von bescheidenen Lebensmittelpaketen, sich selber überlassen.

Gott ist immer gut zu uns gewesen
Wir steigen aus dem Mini-Bus und werden in ein Lehmhaus geführt. Das Haus entpuppt sich als einfache Kirche. Nach und nach treffen Menschen ein, Männer und Frauen. Wir werden mit Biscuits und Getränken versorgt. Nach einiger Zeit stellen sich die Leute vor. Es sind die Leiter und Leiterinnen von kleinen Lagerkirchen. Sie berichten uns von ihrem nicht immer einfachen Alltag in den Lagern. Schliesslich spricht eine ältere Frau: „Ja, es ist schwierig für uns. Wir mussten unsere Heimat verlassen. Wir haben Kinder und Familienangehörige verloren. Es fehlt uns an vielem. Aber wir wollen nicht vergessen: Gott ist immer gut zu uns gewesen. Er hat uns bis auf den heutigen Tag geführt und er wird es auch weiterhin tun. Wir wollen allen erzählen, wie gut Gott ist!“

Zuversicht und Glaubensmut
Wir staunen über die Zuversicht und den Glaubensmut unserer Geschwister trotz der schwierigen Lebensbedingungen. Erfreulich ist auch, dass die Kirchen im Lager wachsen, obwohl immer wieder viele die Lager verlassen. Die Kirchen sind auch aktiv in der Mission unter Muslimen, Orthodoxen und Anhängern traditioneller Religionen. Im Gespräch mit den Kirchenleitern diskutierten wir Möglichkeiten der Unterstützung. Bald ist es Zeit für die Rückreise. Die Einheimischen bedanken sich herzlich, dass wir den weiten Weg auf uns genommen haben, um sie zu besuchen. Es gibt einige Umarmungen. Ich denke mir: Was haben wir denn schon getan?

Zu den Menschen gehen
Wenige Tage später bin ich schon wieder in meinen Alltag in der Schweiz zurückgekehrt. Doch die Begegnungen wirken nach. Der Besuch bei den Geschwistern im Flüchtlingslager war eine grosse Ermutigung für mich. Nun geht es darum, anderen von der schwierigen Situation der Christen dort zu erzählen. Verschiedene Projekte bestehen bereits und neue werden dazu kommen, damit den Kirchen vor Ort geholfen werden kann. Dabei bedeutet Hilfe vor allem Ermutigung, Schulung und Seelsorge. Dafür braucht es keine grossen Budgets, aber Menschen, die bereit sind, zu diesen Geschwistern hinzugehen. Sicher ist: Ich komme wieder!

reachacross.ch