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Unterrichten in Albanien: Kann ich das?

Eine Woche lang Deutsch unterrichten in Albanien: Meine Begeisterung war geweckt! Doch bereits die Anmeldung dafür brauchte einiges an Überwindung. Kann ich überhaupt unterrichten? Kann ich eine solche Woche körperlich meistern? Da ich eine Gehbehinderung habe, ist alleine Gehen für mich schon ziemlich anstrengend.

Da ich aber am besten herausfinde, ob sich ein Hindernis überwinden lässt, indem ich es ausprobiere, wagte ich den nächsten Schritt. Nachdem ich mit der Hauptleiterin des Camps gesprochen hatte, fasste ich den endgültigen Entschluss, die Reise nach Albanien zu wagen.

Bereits am ersten Tag verliessen wir, mit Badetuch und Sonnenbrille bewaffnet, das Hotel in Richtung Strand. Ich hatte das Vergnügen, mit einigen herzlichen Albanerinnen Bekanntschaft zu machen. Sie plauderten nicht nur gerne mit mir, sondern begleiteten mich auch ganz selbstverständlich ins Wasser und wieder hinaus. Schnell war klar, dass ich mir hier um meine körperlichen Grenzen keine Gedanken machen musste.

Let’s Dance!

Nach dem Abendprogramm wurde getan, was ab da jeden Abend angesagt war: Tanz! Ich genoss das Zuschauen. Viel Zeit, um traurig zu sein, dass ich dieses Vergnügen nur als Zuschauerin geniessen kann, blieb mir ohnehin nicht. Gott schickte mir immer wieder eine Studentin, die sich zu mir nach draussen setzte, um ein wenig zu reden. Eine unter ihnen war Ariana*. Während wir miteinander plauderten, erzählte sie mir ihre Geschichte. Sie würde sich oft sehr einsam fühlen. Ich spürte ihre Trauer und es brach mir fast das Herz. Gleichzeitig fühlte ich mich sehr geehrt,  dass diese junge Frau mir so viel Vertrauen entgegenbrachte. Ich durfte für sie beten. Danach gingen wir zu Bett. In den folgenden Tagen beschäftigte mich dieses Gespräch sehr oft.

Jeder Student in diesem Camp war entweder von einem Campusmitarbeiter oder von einem Mitstudenten eingeladen worden. Auch Ariana hatte also eine Bezugsperson, die auch im neuen Schuljahr für sie da sein würde. Trotzdem betete ich immer wieder, dass sie in diesem Camp Freunde finden, und vor allem aber, dass sie Gottes Liebe erleben würde. Ich kann mir keinen besseren Freund als Jesus vorstellen.


Eine Schatztruhe voll Erinnerungen

Meine Nervosität bezüglich des Deutschunterrichts erwies sich als unbegründet. Meine Schüler/innen hatten keine sonderlich hohen Ziele und so war alles sehr entspannt. Wir spielten sehr viele Spiele, wobei mir mehr als einmal vor Lachen fast die Tränen kamen. Den Nachmittag verbrachten wir jeden Tag am Strand, beim Wasserball oder UNO Spielen. Zwischendurch war genug Zeit für persönliche Gespräche. Es war einfach überwältigend, wie viele offene Herzen mir in diesen Tagen begegnet sind. Diese Gespräche sind der grösste Schatz, den ich aus dieser Woche mit nach Hause nehmen durfte.

Eines Abends auf dem Nachhauseweg vom Strand war es so weit: Eine junge Christin suchte das Gespräch mit Ariana und erklärte ihr das Evangelium. Ariana nahm Jesus noch am selben Abend in ihr Leben auf. Sie ist ein Beispiel für viele weitere Studenten und Studentinnen, die Gott in dieser Woche auf ähnliche Weise erlebt haben. Nicht nur sie, auch ich verliess das Camp am Ende mit vielen neuen Freunden und mit dankbarem Staunen über Gott.

 

*Name geändert


agape.ch