Stories

Zwei Kinder, zwei Welten

In der S-Bahn sitze ich gerne in dem Bereich, wo auch Familien mit kleinen Kindern mitfahren. Es gefällt mir, wie die grösseren Kinder auf den Sitzen herumturnen, die Haltestangen zum Klettern benutzen und mit ihren spannenden Fragen alle Mitreisenden zum Schmunzeln zwingen. Diese Situation erinnert mich an eine Jeepney-Fahrt in Manila, der Hauptstadt von den Philippinen:

 

Strassenjunge in Manila

Der Jeepney, eine Art Kleinbus, bahnt sich langsam einen Weg durch den Abendverkehr in Richtung Metrostation. Ein kleiner Junge steigt ein, bekleidet mit einem zerrissenen Shirt und viel zu kurzen Hosen. Er verteilt jedem Fahrgast einen leeren Umschlag. Auf einmal trommelt er ein paar Minuten lang mit seinen Fingern auf zwei Büchsen herum, die er mit Schnüren zusammengebunden um die Hüfte trägt. Danach sammelt er alle Umschläge wieder ein und verlässt schnell das Fahrzeug. Dieser Junge ist nur eines von vielen Strassenkindern in Manila.

 

Widersprüchlich und doch gleich

Als wäre ich noch mittendrin, hallt der Trommelklang in meinen Ohren, ein gewaltiger Druck legt sich auf meine Brust – nur mit Mühe kann ich meine Tränen zurückhalten. Da ein Kind, trommelnd im Verkehr von Manila. Hier ein anderes, kletternd in der Berner S-Bahn. Dazwischen 10‘000 Kilometer. Im übertragenen Sinn sind das widersprüchliche Welten, wenn man die Bildungs-Chancen und Zukunfts-Perspektiven betrachtet. Wie so viele meiner Erfahrungen, zwingt auch diese mich, auf Jesus Christus zu blicken. Beiden Kindern streckt er eine Hand der Versöhnung entgegen – seine eigene gütige Hand, die Geborgenheit bringt. Diese Gewissheit vertreibt den Sturm in meinen Gedanken und Gefühlen. Und sie bestärkt den Wunsch, beiden Kindern zu erzählen von dieser starken Hand, die wie keine andere trägt und erhält.

 

Ein Rucksack voller Erlebnisse

Dank meines Einsatzes mit Serve-Asia wird der Zusammenprall gegensätzlicher Welten in meinen Gedanken möglich. Trotz der bedrückenden Schwere, die solche Vergleiche mit sich bringen, fühle ich mich reich. Bereichert durch den Einblick in andere Tatsachen, bereichert mit einem Rucksack voller Erlebnisse. Diesen will ich gerne schultern, denn so kann auch meine Zukunft von diesen Erfahrungen geprägt werden. Mein Dank gilt dem OMF-Team sowie allen Einzelnen, die zu dieser wunderbaren Zeit beigetragen haben. Mein Dank gilt dem HERRN der Heerscharen; IHM gebührt Lob, Preis und Ehre.

 

Robin M. ist vor einem Monat aus den Philippinen zurückgekehrt.

 

 

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