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Als Physiotherapeutin in Guinea

2015 machte ich gemeinsam mit einer Familie, die lange in der interkulturellen Arbeit tätig war, eine Entdeckungsreise nach Dakar, Senegal. In dieser Zeit wuchs in mir der Wunsch, einmal als Physiotherapeutin einen Einsatz in Afrika zu machen, um Erfahrungen zu sammeln und auch eigenes Wissen weiterzugeben.

Es gibt viel zu lernen – sprachlich und kulturell
Anfang Dezember 2017 war es dann soweit: Ich reise mit SAM global nach Guinea und beginne meine Arbeit als Physiotherapeutin im Projekt ProESPOIR im Spital CHRS (Centre hospitalier régional spécialisé). Als einzige Weisse im gesamten Spital arbeite ich in der Physio mit zwei Einheimischen zusammen. Einer von ihnen hat eine Ausbildung zum Physiotherapeuten in Benin abgeschlossen, der andere eine kurze Rehabilitationsausbildung absolviert. Ich merke schnell, dass ich zuerst einiges von ihnen lernen muss, um überhaupt zu verstehen, wie der Arbeitsalltag abläuft. Auch im Umgang mit den Patienten bin ich auf sie angewiesen, denn sie versehen diese viel besser als ich – nicht nur sprachlich, sondern auch kulturell. Ich schätze die Zusammenarbeit mit den beiden und es ist interessant, mit ihnen auszutauschen und von ihrer Erfahrung zu profitieren.

Ganz andere Arbeitssituation
Der kulturelle Unterschied ist manchmal aber auch ermüdend. Ich bin froh, dass ich mich ab und zu mit Martha aus dem Team austauschen kann, die zwischendurch auch im CHRS arbeitet und mich versteht. Die Arbeitsmoral der Einheimischen ist nicht immer so, wie ich es mir gewohnt bin, was mich manchmal frustriert. Zum Beispiel bin ich an manchen Tagen die Einzige, die arbeitet, während meine Kollegen irgendwo anders sind und irgendwelchen sozialen Angelegenheiten nachgehen …
Eine weitere Herausforderung ist, dass ich immer wieder auf Situationen und Krankheitsbilder treffe, die ich in der Schweiz noch nie gesehen habe. Die Arbeit verlangt viel Flexibilität. Doch das Positive überwiegt für mich definitiv – ich habe mich inzwischen an die Umstände gewöhnt, die Arbeit gefällt mir und die Mitarbeitenden und Patienten bringen mir viel Dankbarkeit entgegen, was sehr schön ist.

Wichtiger Austausch von Wissen
Ich möchte alle motivieren, die noch zögern, einen solchen Einsatz zu machen. Es ist wichtig, dass ein Austausch zwischen unserem Wissen und dem Wissen der Menschen in den Einsatzländern stattfindet. Wir können ihnen helfen, selbstständig zu werden, indem wir sie anleiten und ihnen ihre Verantwortung bewusst machen. Unsere Anwesenheit soll nie ein «An-ihrer-Stelle-Aarbeiten» sein, sondern ein Coachen, damit sie selber die Arbeitsqualität verbessern können. Ich kann hier hautnah miterleben, welche positiven Auswirkungen das hat.

Gute Freundschaften aufgebaut
Nicht nur das Arbeiten hier gefällt mir sehr gut, sondern auch meine Freizeit: Ich habe schnell Freunde gefunden, unternehme etwas mit anderen jungen Erwachsenen, singe im Chor mit und tanze regelmässig mit ein paar jungen Leuten aus der Gemeinde. Einen einstudierten Tanz konnten wir sogar an verschiedenen Orten aufführen, unter anderem in einem öffentlichen Saal in der Stadt und auf einem Fussballplatz. Ich bin auf jeden Fall sehr froh, dass ich mich für diesen Einsatz entschieden habe, und konnte viel lernen und profitieren!

Manuela war von Dezember 2017 bis Juli 2018 für einen Kurzeinsatz in Guinea


sam-global.org