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Indigene unterrichten statt Rosen züchten

Wir haben immer schon im Kopf gehabt, dass wir, «wenn wir denn mal Zeit haben», uns irgendwo in der Welt ein paar Jahre transkulturell für das Reich Gottes und für Menschen einsetzen möchten. Darum haben wir uns mit rund 65 Jahren als Ehepaar für 3 Jahre nach Bolivien berufen lassen – total ohne Missionserfahrung. Missionare, das waren «die da draussen», die man unterstützte und für die man betete. Möge Gott sie segnen.

«Geht, geht, ihr schafft das!»
Plötzlich waren wir selber dran, und alles ging ganz schnell: als die Anfrage kam, sagten Gott, die Kinder, die Enkel, Freunde und Gemeinde alle «geht, geht, ihr schafft das». Knapp 6 Monate später stiegen wir in Cochabamba aus dem Flugzeug und stürzten uns in die südamerikanische Stadtkultur und drei Monate Spanischlernen. Mitte Juli 2016 schliesslich landeten wir in Riberalta im Norden Boliviens und wurden Teil der Arbeit von indicamino unter Indigenen.
Feucht, heiss, nicht gerade «schweizmässig sauber»: Was ist das für eine spannende Sache, in eine andere Kultur einzutauchen! Farben, Düfte und fremde Geräusche packen unsere Sinne. Vor allem aber waren es die Menschen, mit denen wir zusammen auf der Missionsstation lebten, die uns bald ans Herz wuchsen: Männer, Frauen und eine Menge Kinder aus ganz unterschiedlichen Stämmen, die auf der «Misión Evangélica Suiza» mehr über Gott, den Glauben und die Bibel lernen. Menschen, die in wenigen Jahren kulturell aus ihrem Stammesdorf ins Internet- und Handy-Zeitalter katapultiert worden sind. Zum Teil können sie kaum lesen oder schreiben, aber ihr Samsung haben sie alle … Wir haben unter den Studenten interessante Menschen kennengelernt, Freunde gewonnen und durften voll Freude auch miterleben, wie Gott Einzelne, Ehepaare und Familien verändert hat. Dann aber auch das Team von Missionaren, das auf der Station zusammenlebt. Wertvolle Männer und Frauen, die zum Teil seit vielen Jahren in Südamerika arbeiten. Sie unterrichten, sind aber gleichzeitig in Gottes Schule und werden zu Persönlichkeiten geformt – auch und gerade da, wo es Konflikte gibt und man richtig miteinander und an sich selber arbeiten muss.

Anwenden, was wir im Leben gelernt haben
Wir fanden bald, dass man in der Mission (fast) alles, was man im Leben je einmal gelernt hat, anwenden und fruchtbar machen kann. Wir durften im Bibelkurs unterrichten, Gästebetten beziehen, Computer und Elektrisches reparieren, Seelsorge «üben» (das Wort ist hier genau richtig …), Lesen, Schreiben und Rechnen beibringen, Gitarre spielen, den Umgang mit dem PC lehren und noch vieles mehr. Weil wir gern Auto fahren, war man froh um unsere Chauffeurdienste, oft hinaus in den Stamm. Eine Fahrt zu zweit im alten Mazda quer durchs ganze Land wird uns unvergessen bleiben – inklusive Motorschaden auf fast 4500 Metern Höhe. Und Missionsreisen in die Dörfer hinaus sind eine besonders spannende Sache, die ganz schön fordert.

Was brauchts?
Was braucht man für einen solchen Missionseinsatz? Wir sind überzeugt, dass in unseren Gemeinden tausende von Männern und Frauen im «besten Alter» fähig wären, ein paar Jahre in der Mission transkulturell zu arbeiten. Heute kann man günstig fliegen, und dank WhatsApp und Skype ist auch die Distanz zu Kindern und Enkeln nicht mehr so ein Problem. Es braucht Dienstbereitschaft und Humor zur rechten Zeit. Die Bereitschaft, sich anzupassen, sich selbst nicht allzu ernst und nicht alles grad allzu tragisch zu nehmen und eine gute persönliche Beziehung zu Jesus sind weiter wichtig. Wann lässt du dich rufen?


indicamino.org