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Ich bin entschieden

Das Fulani-Volk ist eines der am schwersten zu erreichenden muslimischen Völker Westafrikas. Abigail (Name geändert) lebt und arbeitet seit einiger Zeit unter dieser Volksgruppe. Für diese Gläubigen hat die Jesusnachfolge einen hohen Preis.

Sonntagmorgen
Es ist 9.00 Uhr morgens. Ich beginne den Tag, indem ich mein blaues afrikanisches Kleid anziehe und versuche, mich an die richtige Art und Weise zu erinnern, wie man die Kopfbedeckung bindet. Dann beginne ich meinen Spaziergang auf dem staubigen Weg zur Hauptstrasse, vorbei an einigen Schafen und streunenden Hunden. Es ist Sonntag, die Strasse ist also ruhig. Ich halte ich ein Taxi an, in dem ich mit drei anderen im Auto sitze. «Salaam Alaikum», begrüsse ich sie beim Einsteigen, «Maa Laikum Salaam», antworten sie. Ich überreiche dem Fahrer meinen Fahrpreis von 8 CFA (etwa 20 Cent). Dreissig Minuten später bin ich an meiner Haltestelle angekommen, wo ich noch den staubigen Weg zum Kirchengelände hinuntergehe.

Das Wenige teilen
Das Gebäude wurde so eingerichtet, dass sich Fulani hier wohlfühlen und herkommen können. Aus westlicher Sicht erinnert nichts an ihm ‹Kirche›. Ich betrete den kleinen runden Raum und ziehe meine Schuhe aus. Der Gottesdienst beginnt pünktlich, mit nur mir und zwei weiteren Personen – ich frage mich, ob sich noch jemand anschliessen wird? 45 Minuten nach Beginn des Gottesdienstes ist der Raum voll und 40 Personen sitzen im Kreis auf dem Boden. Während des Gottesdienstes wird Geld zusammengelegt für eine Familie in einer ländlichen Gegend, die der Pastor besuchen wird: Ihr Haus ist niedergebrannt worden, weil ihre Nachbarn ihren neuen Glauben missbilligen.

Sein eigener Wille
Gegen Ende des Gottesdienstes ruft der Pastor einen jungen Mann nach vorne, der sich in dieser Woche entschieden hat Jesus nachzufolgen. Bevor der Pastor der Gemeinde erlaubt, für ihn zu beten, befragt er ihn ausgiebig: «Hat dich jemand gezwungen, diese Entscheidung zu treffen? Hat dich jemand dafür bezahlt, dies zu tun? Ist das deine eigene Entscheidung?» Es wird allgemein angenommen, dass diejenigen, die Jesus nachfolgen, von westlichen Menschen ‹gekauft› wurden oder durch Flüche von einheimischen Gläubigen bedroht sind, deshalb ist es wichtig, dass er erklärt, dass dies sein eigener freier Wille ist.

Ob niemand mit mir geht…
Sie singen ein bekanntes Kirchenlied in ihrer eigenen Sprache: ‹Ich bin entschieden zu folgen Jesus, niemals zurück, niemals zurück. Ob niemand mit mir geht, doch will ich folgen, niemals zurück, niemals zurück. Die Welt liegt hinter mir, das Kreuz steht vor mir, niemals zurück, niemals zurück.› Ich fühle mich gedemütigt, wenn ich sie diese Worte singen höre, denn ich habe einige ihrer Geschichten gehört – Kinder, denen die Eltern genommen wurden, die diesen neuen Glauben wählten, ruinierte Karrieren und üble Nachrede. Dieses Lied, das für mich leicht zu singen ist, hat jetzt eine neue Bedeutung, denn hier werden diejenigen, die dieses Lied singen, grosse Entbehrungen erleiden, weil sie sich entschieden haben, nicht umzukehren.

Neue Heimat
Der Gottesdienst endet mit der Rezitation des Vaterunsers, wobei eine Gebetshaltung eingenommen wird, die islamischen Gebeten ähnelt (biblische Beispiele für diese Gebetshaltung finden sich in Nehemia 8 und 9). Wenn Muslime während der Freitagsgebete gemeinsam beten, ist dies ein äusserst wichtiger Ausdruck der islamischen Gemeinschaft. So zu beten ist für die neuen Gläubigen, von denen viele aus ihrer Familie und ihrer früheren Gemeinschaft verbannt wurden, ein kraftvoller Ausdruck der neuen Gemeinschaft, die sie in Christus gefunden haben.

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