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Corona durch ein Wunder überstanden

Sarah wuchs in einer der Armenhütten in Lima auf. Der Vater war Alkoholiker und hat die Familie verlassen. 1984 wurde sie in den Kindergarten der Johannes-Gutenberg-Schule aufgenommen. 1998 schloss sie die Schule ab.

«Danach fühlte ich mich wie ein Waisenkind», sagt sie später. Ihre Familie waren die Lehrer und Klassenkameraden. Es folgten schwierige Jahre. Sie wurde früh schwanger und lebte zeitweise von ihrem Partner getrennt. Heute ist Sarah 39 Jahre alt. Sie ist verheiratet und hat drei Kinder.

Im Juni erkrankte Sarah am Corona-Virus. Sie erzählt: «Ich konnte nicht mehr laufen und bekam kaum noch Luft. Ich hatte 40° Fieber. Nach langem Hin und Her brachte mein Mann mich ins Krankenhaus. Da stellten sie mich bei anderen Patienten im Gang ab. So blieb ich viele Stunden. Nach Luft ringend, ohne Sauerstoff … Gegen 23 Uhr kam ich schliesslich in einen grossen Schlafsaal. Neben mir keuchten und husteten die Leute. Ich rang immer mehr nach Luft. Die Ärzte hatten sich über ihre weissen Schutzanzüge grosse Müllbeutel gestülpt. Ich bekam keine Medikamente und auch keinen Sauerstoff.

Die Atmosphäre in dem Saal war eiskalt. In meiner Beklemmung liess ich auf meinem Handy christliche Lieder laufen und versuchte dazu zu summen. So überstand ich die Nacht. Am Morgen wollte ich zur Toilette, aber ich hatte keine Kraft. Eine Krankenschwester sah mich und erschrak über meinen schlechten Zustand. Da bekam ich eine Sauerstoffmaske – endlich. Ich war zu schwach zum Sprechen.

Später erfuhr ich, dass sich mein Mann mit Freunden aus der Gemeinde traf und sie regelmässig für mich beteten. Mein Mann gab auch jeden Tag Medizin für mich ab. Damit wurde ich behandelt.

Ich weiss nicht, wie ich diese schwere Zeit überstanden habe. Mehrmals bemerkte ich, wie Leute in den Saal hereinkamen, an ein Bett traten, einen grossen, schwarzen Sack über einen toten Körper stülpten und ihn wegtrugen. Ich habe gebetet: ‹Herr, wenn du mich zu Dir nehmen willst, ich bin bereit. Was kann es Schöneres geben, als bei dir zu sein.› Wenn ich mit Gott sprach, konnte ich fühlen, wie der Heilige Geist mein Herz erwärmte.

Am Morgen des fünften Tages betete ich: ‹Herr, ich möchte gerne selbst auf die Toilette gehen. Bitte gib mir Kraft, aufzustehen.› Ich setzte meine Sauerstoffmaske ab und richtete mich vorsichtig auf. Ganz langsam glitt ich aus dem Bett. Eine Putzfrau half mir. Mit kleinen Schritten konnte ich zum WC und wieder zurück gelangen. Den ganzen Weg sagte ich vor mich hin: ‹Danke Herr! Dein Name sei gelobt.›

An diesem Tag reduzierten die Ärzte die Sättigung des Sauerstoffs um zu sehen, ob ich schon wieder besser Luft bekam. Am nächsten Tag beschloss ich, mich zu waschen. Mit einiger Anstrengung konnte ich das Bad erreichen. Ich war Gott so dankbar. Am darauffolgenden Tag wurde die Sauerstoffzufuhr ganz abgestellt. Am achten Tag bat ich den Arzt, mich zu entlassen. Er war erstaunt, gab mir aber die Entlassungspapiere, denn auf den Gängen warteten viele Patienten auf ein freies Bett. Mit etwas verschwommenem Blick und noch ziemlich heftigen Ohrenschmerzen nahm mein Mann mich im Rollstuhl an der Pforte entgegen. Seitdem bin ich wieder Zuhause.

Ich inhaliere täglich und nehme weiter Medizin. Ich bin noch schwach und muss mich immer wieder hinlegen. Aber ich kann schon wieder das Essen zubereiten und mich im Haus bewegen. Gott hat ein Wunder an mir getan. Ich kann es nicht anders sagen.»

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