Histoires

Afrikanische Kontraste

Tom und Helen sind seit mehreren Jahren in Ostafrika im Einsatz. Sie arbeiten als Lehrer in einer Sprachschule. Täglich erleben sie Dinge, die die Kontraste ihres Einsatzlandes aufzeigen. Es gibt Seltsames, Lustiges, Befremdliches, Wunderschönes, Ungerechtes und allerlei mehr. Die folgenden „Szenen“ geben einen kleinen Einblick in ihre Welt.

„Eine Nachbarin, mit der ich hin und wieder ein paar Worte wechsle, wohnt mit ihren zwei Söhnen in einer aus Wellblech und Holzabfällen selbstgebauten Hütte. Eine andere, gebildete Nachbarin, der ich jeweils beim Wäscheaufhängen zuwinke, wohnt gegenüber in einem stattlichen Haus. Nur wenige Meter trennen uns drei Frauen voneinander und doch sind unsere Welten so verschieden.

Wenn ich die Kinder zur Schule bringe, fahren wir sowohl hinter uralten Rostlauben, wie hinter Neuwagen der Luxusklasse her. Gleichzeitig kommen uns auf der gegenüberliegenden Fahrbahn wacklige, von Esel gezogene Karren entgegen. In unserem Alltag begegnen uns Vergangenheit und Gegenwart. Und das trifft nicht nur auf die Transportfahrzeuge zu!

Vor kurzem nahm Tom zwei unserer Kinder mit, um sich in einem slumartigen Wohngebiet ein Unihockeyspiel anzuschauen. Neben ärmlichen Blechhütten spielten Jugendliche in Sandalen auf einem löchrigen Asphaltplatz mit Stock und Ball. Am Tag darauf begleitete ich die beiden Kinder zu einer Geburtstagsparty, welche beim Swimmingpool einer ausländischen Botschaft stattfand. Armut kontrastiert mit Extravaganz. Erstaunlich war, dass dies für unsere Kinder gar nicht besonders speziell war.

Meine Sprachhelferin liebt ihr Land über alles und ist stark in ihren Familientraditionen verwurzelt. Meine Haushaltshilfe hingegen würde ihrem Land am liebsten den Rücken kehren und versucht, den ihr auferlegten Traditionen zu entkommen. Tradition trifft Moderne.

Vor kurzem wurden unsere zwei neuen Klimaanlagen in grossen Kartons geliefert und installiert. Wir selbst freuten uns über die angenehme Kühle, die uns die Anlagen bald bescheren würden. Unser Wächter hingegen freute sich über die grossflächigen Kartonstücke, mit denen er das Dach seines Häuschens ausbesserte. Später beobachtete ich einen anderen Mann, der sich auf einem von „unseren“ Kartonstücken schlafen legte. Was für den einen Abfall, ist für andere ein Schatz.

Das sind ein paar Schnappschüsse aus unserem Alltag. In vielem passt man sich an. Einiges, das uns zu Beginn noch merkwürdig vorkam, ist mittlerweile ganz normal geworden. An anderes werden wir uns wohl nie gewöhnen. Aber das ist auch ganz okay so. Wir sind jedoch täglich auf Gottes Gnade angewiesen, dass wir das „Andersartige“ nicht verachten oder verurteilen. Gott allein ist es, der es ermöglicht, dass wir uns nicht von Äusserlichkeiten ablenken lassen, sondern uns auf die Herzen der Menschen konzentrieren und ihnen dienen.

 

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