Histoires

Wenn Muslime Jesus nachfolgen

Ahmed wächst in einem islamischen Land auf, das zu den rückständigsten dieser Erde gehört. Seine Kindheit verbringt er weit ab von moderner Zivilisation, irgendwo im Hinterland, „wo Ziege und Kamel sich gute Nacht sagen“. Hier kennt man nur das einfache Leben und jedes Schicksal wird von Allah, dem Allmächtigen, in Unterwerfung und Dank angenommen. Ahmeds Bescheidenheit und seine Zufriedenheit stecken mich an, als ich ihn zum ersten Mal in einem Verkaufsladen in einer Grossstadt antreffe.

Die Wahrheit am Radio
Noch während seiner Kindheit gelangt irgendwoher ein Radio aufs Land und in Ahmeds Hände. In einer Sendung hört er eine angenehme Stimme über Gott und seinen Gesandten Jesus reden. Aufmerksam hört er zu. Das, was hier berichtet wird, unterscheidet sich von dem, was er von seiner Religion, dem Islam, her kennt. Dass es sich um einen christlichen Sender handelt, ist ihm zunächst nicht bewusst. Vieles versteht er nicht auf Anhieb. Aber er spürt, dass alles, was ihm zu Hause, in seiner Schule und in der Moschee vermittelt wurde, nicht die unumstössliche Wahrheit sein kann. So öffnet sich eine Tür in seinem Herzen.

Zögerliches Interesse
Es vergehen noch einige Jahre, bis ich Ahmed kennenlerne. Doch die Tür in seinem Herzen ist immer noch offen – und er reagiert interessiert, als ich ihm eine Bibel schenke und versuche, ihm den wahren Gesandten, Jesus Christus, lieb zu machen. Das ist nicht einfach, denn Ahmed liebt seine Religion.
Ahmed ist vom Sufismus, einer Richtung des Islams, angezogen, der in vielen Dingen unserem Glauben nahe ist. Jedes Jahr im Ramadan schwärmt er vom geistlichen und körperlichen Gewinn des Fastens. Er zeigt mir auch Videos von Tanzriten der Sufis, an denen er sich beteiligt. Im Gegensatz zu vielen anderen seiner Glaubensbrüder, die Musik und Singen als ungöttlich ablehnen, sind Lieder für ihn sehr wichtig.

Jesus Gottes Sohn? Undenkbar!
Einmal bittet er mich, die christlichen arabischen Lieder, die ich ihm vorsinge, auf Kassette aufzunehmen. So hört er sie sich immer wieder an. Mit Begeisterung sieht er sich den Jesusfilm und anderes christliches Material an. Das ist für ihn sehr beeindruckend. Für ihn ist Jesus ein bewundernswerter Prophet, den man ehren muss. Aber dass er Gottes Sohn sein und auf gleicher Stufe wie Allah stehen soll – undenkbar! Das wäre die grösste aller Sünden. Nein! Damit würde er das Paradies aufs Spiel setzen, das denen verwehrt wird, die „Shirk“ (an mehr als den einen Gott glauben) begehen.

Angst vor Strafe
So dauert es Jahre, bis er irgendwann beide „Religionen“ auf die gleiche Stufe stellt. Versuche, ihn mit Einheimischen zusammenzubringen, die eine ähnliche Entwicklung durchmachen, gelingen zunächst kaum. Das gegenseitige Misstrauen und die Angst, verraten zu werden, sind zu gross – denn die Strafe für den Abfall vom Islam ist der Tod. Viel besser funktioniert es, als Ahmed einen Christen aus einem anderen Land trifft, der wie er Arabisch spricht. Er fasst Vertrauen und lernt viel von ihm. Nun wagt er auch, zu Treffen zu gehen, bei denen andere Einheimische teilnehmen.

Der Glaube wächst
Als ich Ahmed Jahre später wieder treffe, darf ich miterleben, wie sehr er Jesus liebt und seine Loyalität nur noch ihm gilt! Und das wirkt sich auch auf die Familie aus: Ahmeds Vater ist alt und dement und so ist es für seine Mutter kein Problem, sich ebenfalls dem Messias zuzuwenden. Nun können sie zu Hause gemeinsam singen und beten. Ahmeds Frau ist dem neuen Glauben gegenüber noch vorsichtig. Seinem neugeborenen Kind gibt er trotzdem mutig den Namen „Evangelium“. Seine Tochter im Teenageralter traf schon vor einiger Zeit eine Entscheidung für Jesus und singt wunderschöne Glaubenslieder. Ahmeds grosse Sorge ist es, einen Ehemann für seine Tochter zu finden, der ihren Glauben teilt.

Gefährliche Nachfolge
Nach wie vor ist es in Ahmeds Land eine grosse Herausforderung, Jesus nachzufolgen. Seit einigen Jahren herrscht zudem Krieg im Land. Die kleine Gruppe von Gläubigen vor Ort wurde bisher vor grösseren Angriffen bewahrt, obwohl viele Leute wissen, wer alles zu ihnen gehört. Manchmal können diese Christen sich für einige Zeit nicht mehr treffen – es wäre zu gefährlich. Die letzte Nachricht von Ahmed aber war, dass sie sich jetzt wieder regelmässig treffen und so als Licht in ihrer dunklen Umgebung leuchten können. Betet für sie – und seid offen dafür, euch von Gott für den Dienst in der islamischen Welt berufen zu lassen!

reachacross.ch