Histoires

Neue Hoffnung für Leidi und José

In den Gutenbergschulen wird der Fokus gerade auf solche Schüler gelegt, die in einer normalen Schule keine Chance hätten – so wie Leidi (8) und José (10).
Die beiden Geschwister besuchen die zweite bzw. dritte Klasse der Johannes-Gutenberg-Schule in Asunción/Paraguay. Sie sind die jüngsten von insgesamt neun Kindern. Sie leben zusammen mit ihrer Mutter und ihren sieben Geschwistern sowie zwei Tanten, einem Onkel und mehreren Cousins und Cousinen in einem Haus – insgesamt sind es 17 Personen, die sich auf vier Schlafzimmer verteilen. Der einzige Wasseranschluss ist ein Hahn vor dem Haus. Gekocht wird im Freien, wo die Kinder auch ihre Hausaufgaben machen.

Traumberufe: Polizist und Putzfrau
Die Mutter Blanca arbeitet als Putzfrau in einem Supermarkt. Ihr geringes Einkommen reicht leidlich für die Grossfamilie. Ihre Kinder haben verschiedene Väter. Blanca hat die Schule nur bis zur dritten Klasse besucht und kann deshalb kaum lesen und schreiben. „Meine Kinder sollen es einmal besser haben. Sie sollen die Schule abschliessen und einen guten Beruf lernen“, sagt sie unter Tränen. Haben die Jüngsten schon einen Berufswunsch? „Ich will Polizist werden“, platzt José heraus; „Und ich Putzfrau, wie die Mama!“, ruft Leidi hinterher. Beide haben schon seit dem Kindergarten Lernschwierigkeiten. „Ist ja auch kein Wunder“, weiss Marina, die Psychopädagogin der Schule. „Die Mutter arbeitet den ganzen Tag, und als Analphabetin kann sie den Kindern nicht bei den Schularbeiten helfen.“ José fällt vor allem das Lesen und Schreiben schwer. Er wiederholte deshalb die dritte Klasse. Zuerst wollte er nicht in die Schule gehen. Er weinte, biss und schlug die Lehrerin, die ihn festhalten musste, wenn die Mutter wieder ging. Heute ist er motiviert und zählt in Mathematik sogar zu den besseren Schülern. Leidi kann sich schlecht konzentrieren und lässt sich schnell ablenken. „In ihr steckt aber viel Potenzial, sie muss nur lernen, sich auch in einem unruhigen Umfeld einer Aufgabe zu widmen“, bekräftigt Marina.

Betreuung für Kinder und Eltern
Leidi und José sind zwei von über 100 Kinder in einem speziellen Nachhilfeprojekt der Schule. Es gibt tägliche Hausaufgabenhilfe und Förderstunden in kleinen Gruppen. Mutter Blanca und auch alle anderen Eltern der Nachhilfeschüler kommen regelmässig zum Gespräch. „Dann gehen wir mit ihnen Teile des Schulstoffs durch und zeigen ihnen, wie sie ihre Kinder zu Hause ermutigen können“, sagt Marina. Vergangenes Jahr hat es geklappt: Beide Kinder wurden versetzt. „Das macht mich glücklich“, lächelt die Mutter zufrieden.


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