Histoires

Gott bremste unseren Eifer

In Bogotá war ich im «Colegio Filadelfi para Sordos», der Gehörlosenschule, tätig. An drei Tagen pro Woche war ich jeweils beim Unterricht dabei. Ich unterstützte die Lehrer oder führte selbständig Aktivitäten mit den Schülerinnen und Schülern durch. Die restlichen zwei Tage verbrachte ich im «Hogar Feliz», ein Projekt, das mit den Eltern von gehörlosen Kindern arbeitet. Das Ziel ist, die Eltern dazu zu motivieren, die Gebärdensprache zu lernen, sowie sie für den Umgang mit ihrem Kind zu sensibilisieren.

Die eigenen Vorstellungen zurückstellen
Einmal hatte ich zudem die Möglichkeit, bei einem Einsatz im Norden Kolumbiens dabei zu sein:  Der Orkan Matthew hatte die Küste gestreift, einen grossen Teil eines Dorfes überschwemmt und einige Häuser zerstört. Das Ziel unseres Einsatzes war, das Dorf in dieser schwierigen Phase zu unterstützen.
Bei der Ankunft mussten wir leider feststellen, dass aus dem Rucksack eines Teammitglieds Geld gestohlen worden war – der Anfang war eher frustrierend. Doch der herzliche Empfang des Pastors und der Kirchenmitglieder trösteten uns und wir fühlten uns schnell heimisch.
Schon bald merkten wir, dass wir definitiv zu wenig Zeit hatten für das, was man alles hätte tun können. Auch mussten wir all unsere Ideen und Vorstellungen zurückstellen und uns auf die Bitten der Kirche einlassen. Unsere Aufgaben bestanden dann vor allem darin, in den Gottesdiensten Theater zu spielen und zu predigen, Aktivitäten beim Weihnachtsessen für 300 Kinder vorzubereiten, Geschenke einzupacken usw.

Gib mir, was du hast, und ich werde …
«Dame lo que tienes y yo haré» – «Gib mir, was du hast, und ich werde etwas daraus machen» wurde zu unserem Leitspruch. Wir waren motiviert, aufzuräumen, aufzubauen und etwas zu verändern. Doch Gott bremste uns in unserem Eifer und zeigte uns, dass er etwas anderes vorhatte. Wir hatten viel Zeit, um das Dorf und die Menschen kennenzulernen. Unsere Besuche waren ein grosses Geschenk für die Familien und sie erzählten uns offen, was sie während dem Orkan alles erlitten hatten. Die Leute fassten Vertrauen zu uns, grüssten uns immer freundlich und wir wurden praktisch überall, wo wir hingingen, von Kindern umschart. Während dieser ganzen Zeit wurden wir mit so viel Liebe aufgenommen, dass es uns richtig schwerfiel, uns von diesem Dorf zu trennen. Ich hoffe, Gott macht aus dem scheinbar wenigen, das wir gaben, Grosses ...

Pia war von September 2016 bis April 2017 für einen Einsatz in Kolumbien.


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