Histoires

«Das hätte ich mir nie träumen lassen …»

Im Jahr 1979 erhielt ich als Dreijährige einen Platz im Kindergarten der Johannes Gutenberg-Schule. Das rettete mir das Leben. Denn als ich eine lebensgefährliche Niereninfektion bekam, sorgten die Erzieherinnen dafür, dass ich sofort in die Klinik kam. Meine rechte Niere musste entfernt werden. Ohne viel Aufheben darum zu machen, übernahm die Schule die Kosten für die Operation und den Klinikaufenthalt, denn meine Eltern hätten zu dieser Zeit nicht das Geld dazu gehabt. Nach dieser Krise konnte ich meine Schullaufbahn ganz normal fortsetzen. Im Laufe der Jahre schenkte mir die Schule ein zweites Mal das Leben – indem die Lehrer mithalfen, dass die Liebe von Jesus mein Herz erreichte. Schon von frühester Kindheit an war mir klar: Gott hat mich geschaffen, er sorgt für mich, und er hat einen wunderbaren Plan für mein Leben.

 

Von der Schülerin zur Zahnärztin

Nach der Schule bestand ich die Aufnahmeprüfung für die Universität. Das Studium zur Zahnärztin dauerte sieben Jahre, in denen meine Familie viel Mühe auf sich nahm, um mich finanziell zu unterstützen. Zusätzlich arbeitete ich tagsüber in einem Restaurant und an einer Tankstelle. Zeit für das Studium hatte ich abends und an den Wochenenden. In den Ferien verkaufte ich auf der Strasse Stofftiere und Weltkugeln. Jedes Semester musste ich mindestens die Note gut/befriedigend erreichen, damit ich einen Teil der Studiengebühren erlassen bekam. Nur so ging es.

Nach dem Studium sammelte ich Berufserfahrung durch medizinische Hilfseinsätze im Inland und die Arbeit an verschiedenen staatlichen Gesundheitszentren.

 

Etwas davon zurückgeben, was ich erhalten habe

Niemals hätte ich mir träumen lassen, dass ich einmal an «meiner» Schule tätig sein könnte. Aber als 2009 der langjährige Zahnarzt in den Ruhestand ging, gab man mir die Stelle. Nun arbeite ich die Hälfte der Woche in der Zahnarztpraxis der Schule, die restliche Zeit bin ich in der Praxis einer Kollegin.

Ich bin sehr glücklich. Jedes Kind, das ich behandeln darf, ist Ausdruck der Liebe Gottes. Heute habe ich sogar die Möglichkeit, als Patin selbst zwei Kinder der Gutenberg-Schule in Huanta zu unterstützen. Dafür legen wir in der Verwandtschaft und unter den Arbeitskollegen monatlich einen Geldbetrag zusammen. Es ist mir wichtig, dass diese gesegnete Arbeit weitergeht.

 

Patricia Rojas

 

kinderwerk-lima.ch