Histoires

Steh auf und geh!

Als Bartulu, ein Suri, der in Äthiopien lebt, ein Kleinkind war, erkrankte er an Kinderlähmung (Polio). Das hatte zur Folge, dass seine Beine verkrüppelten. Seine Eltern wussten sich nicht anders zu helfen, als mit dem Jungen zum Medizinmann zu gehen. Dieser forderte für die Behandlung eine Ziege. Der Vater willigte ein und bezahlte diesen für die Familie sehr hohen Preis. Nun vollzog der Medizinmann seine rituellen Handlungen, die Schlamm und verschiedene Sprüche beinhalteten. Doch die Prozedur half nichts. Bartulu blieb verkrüppelt und das aufrechte Gehen blieb ihm verwehrt. Nur auf den Händen konnte er sich fortbewegen. Während seine Altersgenossen die Ziegen und später Kühe hüteten, musste er zu Hause bleiben.

30 Kilometer auf allen Vieren
Im Teenageralter hörte Bartulu, dass es beim Nachbarvolk in Tulegit eine Missionsstation mit einer Klinik gab. Auf allen Vieren schleppte er sich von seinem Dorf die 30 Kilometer nach Tulegit in der Hoffnung, Hilfe zu erhalten. Kurz nach seiner Ankunft besuchte er dort eine Kirche. Besonders der Chor und die Lieder beeindruckten ihn. Bartulu blieb im Dorf, ging regelmässig in die Kirche und wollte bald schon selber im Chor mitsingen. Der Verantwortliche für die Station riet Bartulu hingegen, damit noch zuzuwarten, bis er die Botschaft besser verstand. Mit der Zeit begriff Bartulu, dass Jesus Christus auch ihn liebte und am Kreuz auf Golgatha für ihn gestorben war. Diese gute Botschaft machte ihn froh und er begann, an Jesus zu glauben. Nun konnte er die Lieder in der Gemeinde wirklich von Herzen mitsingen und auch im Chor dabei sein.

«Gott hat mein ganzes Leben aufgerichtet!»
Eines Tages konnte Bartulu nach Addis Abeba fahren, wo er von einem ausländischen Arzt untersucht wurde. Dieser stellte fest, dass es für Bartulu mit einigem Aufwand tatsächlich möglich war, aufrecht zu gehen. Da die Beinmuskulatur in einem Bein noch teils vorhanden war, konnte man das andere Bein strecken und versteifen. Nach ein paar Operationen durfte Bartulu zum ersten Mal in seinem Leben auf eigenen Beinen stehen – und sogar gehen! Nun musste er nicht mehr zu allen Leuten von unten heraufschauen, sondern konnte ihnen auf Augenhöhe begegnen. Zwar geht er noch hinkend, doch kann er nun sein Feld selber bestellen und für seinen Lebensunterhalt aufkommen. Seine Welt wurde erweitert. Voller Freude bezeugt Bartulu, dass Gott sein ganzes Leben aufgerichtet hat.
Heute ist Bartulu Sprachberater in einem Übersetzungsprojekt für die Suri. Sobald ein Team von einheimischen Übersetzern gefunden ist, kann mit der Übersetzung des Neuen Testaments begonnen werden.

 

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