Histoires

«Meine Eltern wollten, dass ich abtreibe!»

Angie wuchs im Elendsviertel von Lima auf. Ihr Vater war den ganzen Tag unterwegs, um auf der Strasse Kleider zu verkaufen, und ihre Mutter versuchte, durch den Verkauf von selbstgebackenen Kuchen etwas dazuzuverdienen. Keiner von ihnen kümmerte sich um Angie und um ihre beiden Geschwister. «Meine Eltern waren nie zu Hause», erinnert sich Angie. «Und wenn sie da waren, stritten sie.» Alleingelassen und gelangweilt schloss sie sich einer Gruppe von Jugendlichen an, die ihr nicht gut taten. Sie feierten Partys, an denen viel Alkohol floss und wo die Jungs sich an die Mädels ranmachten. Erschrocken stellte Angie eines Tages fest, dass sie schwanger war. Ihr Freund, der Vater des Kindes, reagierte alles andere als positiv auf die Nachricht und machte sich dieser aus dem Staub.

Eine mutige Entscheidung
Die Eltern von Angie rasteten aus, als sie davon erfuhren. «Wie konntest du nur …», schrie die Mutter sie an. «Du musst es abtreiben lassen!», befahl der Vater. Aber Angie wollte nicht. So schlimm die Umstände waren, auf keinen Fall wollte sie das Leben auslöschen, das in ihr heranwuchs. Sie brach die Schule ab, blieb zu Hause und hütete das Kind ihrer älteren Schwester, während diese zur Arbeit ging. Angie war im siebten Monat schwanger, als sie Milagros, eine Sozialarbeiterin des Kinderspeisungsprogramms, kennenlernte. Bereits nach dem ersten Gespräch erkannte Milagros, wie spannungsgeladen die familiäre Situation der 16-jährigen Angie war. Sie bot an, auch mit den Eltern zu sprechen. Dank ihrer Vermittlung verstanden die Eltern Angie und akzeptierten ihren Entscheid, ihr Baby zu bekommen.

Zurück zur Schule – trotz Kind
Milagros beriet und unterstützte Angie und freute sich mit ihr, als sie ihr Töchterchen Abigail gesund zur Welt brachte. «Willst du nicht doch noch deinen Schulabschluss machen?», schlug sie vor. «In unserem Programm gibt es eine Abendschule. Du besuchst gemeinsam mit anderen Teenagermüttern den Unterricht, während unsere Erzieherinnen auf eure Babys aufpassen.» Motiviert sagte Angie zu. Mit einem Schulabschluss kann sie eine Ausbildung machen oder arbeiten. «Vielleicht etwas im Design-Bereich oder im Marketing …?», träumt sie. Auf jeden Fall will sie sich fortbilden. «Mein Töchterchen soll einmal stolz auf seine Mama sein!»

«Ich klammerte mich an Gott!»
Dankbar ist Angie, dass Milagros sie in ihrem Glauben an Gott unterstützt hat. «Gott bedeutet für mich alles», erzählt die junge Frau. «An Ihn klammerte ich mich, als ich beschloss, mein Baby zu behalten, obwohl mich alle zur Abtreibung drängten. Auch als die Stunde der Geburt kam, war ich froh, uns ganz Ihm anbefehlen zu können.» Rückblickend meint Angie, dass sie nur staunen kann, wie aus der schlimmsten Situation ihres Lebens etwas Gutes entstanden ist.


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