Histoires

«Gott liebt sie und hört auf sie!»

Esther* lebt seit eineinhalb Jahren in einem kleinen Dorf im Osten von Guinea, um Sprache und Kultur kennenzulernen. Da sie gelernte Krankenschwester ist, kommen regelmässig Menschen mit allen möglichen Beschwerden zu ihr, um sich behandeln zu lassen – und dabei hat Astrid auch immer wieder Gelegenheit, für sie zu beten. Sie erzählt, wie ein typischer Tag für sie aussieht:

Geweckt durch den Muezzin
Am Morgen früh um fünf Uhr weckt mich der Muezzin. Hähne krähen von den Dächern. Bald höre ich die Mama, meine Hausmutter, draussen Reis stampfen für das Frühstück. Ich stehe auf, gehe zum Plumpsklo hinaus. Die Leute grüssen mich mit Segnungen und ich grüsse zurück. Dann gehe ich hinauf zum Hügel, um Zeit alleine mit Gott zu haben – um Bibel zu lesen, zu beten, Fragen zu stellen und mich ermutigen zu lassen, dass er da ist.
Zurück im Dorf warten schon Leute auf mich, die sich behandeln lassen wollen. Mit meinen begrenzten Sprachkenntnissen versuche ich herauszufinden, was ihnen fehlt und sie entweder selber zu behandeln oder an die richtigen Stellen zu verweisen. Auch ein schwerkrankes Baby wird vorbeigebracht – ich gebe ihm Malariamedikamente und hoffe und bete, dass es überlebt. Zwischen den Behandlungen versuche ich, etwas zu essen.

Auf dem Motorrad über Stock und Stein
Unser Nachschub an Malariatests ist endlich im Gesundheitszentrum in der Stadt angekommen. Der Mann, der mir jeweils beim Durchführen der Tests hilft, möchte, dass ich mitkomme, um sie abzuholen. Er befürchtet, dass er sie nicht bekommt, wenn er alleine geht. Ich setze mich hinten auf sein Motorrad. Die Strasse ist rutschig und plötzlich fängt es stark an zu regnen. Wir sind beide innert Sekunden total durchnässt. Ich sehe nichts mehr, aber er kennt die Strassen und ist ein geübter Fahrer und so fährt er weiter. Nach einer Stunde sind wir dort. Zum Glück erhalten wir die benötigten Tests und machen uns auf den Rückweg. Die Strasse ist inzwischen zu einem Bach geworden und an einigen Stellen waten wir zu Fuss durchs hohe Wasser. Zuhause ziehe ich neue Kleider an und versuche, mich am Feuer zu wärmen. Schon stehen wieder Leute vor der Türe, die sich behandeln oder für sich beten lassen möchten. Ein Nachbar erzählt, dass der Mann, der unter starker Epilepsie litt, keinen Anfall mehr hatte, seit ich für ihn gebetet habe.  

«Sie läuft auf Gottes Weg»
Gegen Abend gehe ich beim Koranlehrer vorbei. Er liest gerade die Bücher Mose durch. Ab und zu kann ich ihm erzählen, was ich mit Gott erlebt habe. Der Dorfpapa erklärt den Leuten jeweils: «Wir sind Muslime, sie nicht. Aber sie läuft auf Gottes Weg, macht das, was ihm gefällt – sie lügt nicht, stiehlt nicht und kümmert sich um die Menschen. Gott liebt sie und hört auf sie.»
Als ich nach Hause komme, essen wir Reis und grillieren Mais am Feuer. Ich nehme Wasser, um mich unter dem Sternenhimmel zu duschen. Als ich wieder bei den anderen sitze, kommen plötzlich grosse Falterkäfer raus und schwirren um uns herum und in die Haare. Wir fangen so viele, wie wir können, um sie am nächsten Tag zu grillieren und zu essen. Es ist eine grosse Ernte – bis nach Mitternacht sind wir dabei. Das erinnert mich an die Geschichte mit den Jüngern und den Netzen voller Fische. Ich wünsche mir, dass eines Tages so viele Leute kommen, die Jesus kennenlernen möchten, dass wir mit der Arbeit gar nicht mehr fertig werden.

*Name geändert


sam-global.org