Histoires

Bibelstudium am Strassenrand

Vor zwei Monaten sassen mein Teamkollege und ich mit unserem muslimischen Freund Shafiq im Wartezimmer einer Arztpraxis. Der Arzt hatte Shafiq gesagt, dass sein infizierter Finger amputiert werden müsse. Aber wir wussten, dass es noch eine andere Möglichkeit gibt. Wir beteten in Jesu Namen, und Gott heilte ihn auf wundersame Weise!

«Ich möchte mehr erfahren!»
Kurz darauf bat mich Shafiq um eine Bibel. Er ist als Nachtwächter für unsere Strasse angestellt und wollte sie während seiner Schichten vor unserem Haus lesen. «Ich möchte mehr über eine persönliche Beziehung mit Gott erfahren», erklärte er. Also brachte ich ihm eines Abends eine Bibel in seiner Sprache, während er und sein junger Neffe vor unserem Eingangstor sassen. Shafiq nahm sie und begann 1.Mose 1 laut vorzulesen. Es schien ihn nicht zu stören, dass währenddessen zahlreiche Leute unsere belebte Strasse rauf- und runtergingen. Er beendete das erste Kapitel und übergab das Buch seinem Neffen, der zwei weitere Kapitel las. «Jetzt werden wir die Bedeutung besprechen», kündigte Shafiq an, nachdem sein Neffe fertig war. Eine halbe Stunde lang sprachen wir zu dritt darüber, was die Kapitel uns über Gott lehrten und wie wir, als Antwort auf den Text, anders leben könnten. Dann versah Shafiq 1. Mose 4 mit einem Lesezeichen und sagte: «Wir werden darüber nachdenken und das nächste Mal hier weiterfahren.»

Das Wort lesen und weitergeben
Seitdem beobachten wir, wie Shafiqs Vertrauen auf Gottes Güte wächst. Er liest das Wort jede Nacht und erzählt biblische Geschichten weiter. Er lädt oft andere ein, mit ihm Gottes Wort zu lesen. Zwei unserer Nachbarn haben angefangen, mit ihm die Bibel zu studieren. Sie setzen sich Gebetsmützen auf den Kopf und sitzen vor unserem Haus, um zu lesen und zu diskutieren. Neulich sah ich abends den Ladenbesitzer von gegenüber in unserer Einfahrt sitzen und zuhören, wie Shafiq leidenschaftlich von Gottes väterliche Liebe berichtete. «Ein Vater gibt seinem Kind keinen Stein, wenn es um Brot bittet», erklärte er dem Ladenbesitzer. «Wir sind sündige Menschen, doch Gottes Liebe zu uns ist viel grösser!» Shafiq hat sogar Tonaufnahmen von sich selbst gemacht, als er die Psalmen und Geschichten von Jesus las. «So kann ich es mir den ganzen Tag über anhören und auch andere zuhören lassen», erklärte er.

«Gott hat so viel für mich getan!»
Sonntagabends treffen Shafiq und ich uns, um gemeinsam zu beten und uns gegenseitig zu ermutigen. Es ist eine Freude, miterleben zu dürfen, was Gott in meinem Freund begonnen hat. «Gott hat durch Jesus Christus so viel für mich getan», sagte Shafiq kürzlich. Tränen rollten ihm über sein Gesicht: «Ich könnte nie ein Prozent von dem zurückzahlen, was er getan hat!»


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