Histoires

«Die Liebe war stärker»

Ich wurde 1984 geboren. Meine Mutter war alleinerziehend. Wir lebten damals von der Hand in den Mund. Als meine Mutter einen anderen Mann heiratete, wurde es für mich zuhause richtig bitter. Mein «neuer Vater» akzeptierte nicht, dass seine Frau bereits ein Kind von einem anderen Mann hatte. Noch heute kann ich kaum darüber sprechen, welche Qualen ich damals litt. 

«Ich verschloss meine Ohren – und mein Herz»
Ein paar Jahre später wurde ganz in der Nähe meiner Grossmutter eine neue Schule eröffnet: die Gutenberg-Schule Asunción. Meine Mutter träumte davon, dass ich auf diese Schule gehen könnte, aber wir wohnten sehr weit entfernt. Trotzdem entschied sie, es zu wagen und meine Bewerbung einzureichen und – oh, welche Überraschung – ich wurde angenommen! Gott sei Dank erhielt ich einen Paten aus Europa, der mit seinen Spenden meine Schulkosten bezahlte.
Damals wusste ich noch nicht, dass es eine christliche Schule war. Mir gefiel nicht, dass alle immer von Gott erzählten. Zuhause war die Situation immer noch sehr kompliziert – wie konnte denn ein «Gott der Liebe» es zulassen, dass ein kleines Mädchen wie ich so ungerecht behandelt wurde? Ich verschloss meine Ohren und auch mein Herz.

«Es gibt Menschen, denen ich wichtig bin!»
Aber die Liebe war stärker. Eines Tages vor der Schule gab es zuhause wieder einmal einen riesigen Streit. Ich sass total deprimiert im Unterricht. Ich wusste mir nicht mehr zu helfen und bat um ein Gespräch mit dem Schuldirektor. Er nahm sich sofort Zeit und hörte mir aufmerksam zu. Ihn interessierte wirklich, wie es mir ging. Er machte verschiedene Vorschläge, wie ich mit der Situation umgehen könnte, und bot seine Hilfe an. Da merkte ich: Es gibt Menschen, denen ich wichtig bin. So schlecht konnte dieser Gott wohl doch nicht sein. Von da an liess ich mir helfen.

Eine vollkommen andere Lebensrichtung
Nach der Schule entschied ich mich für eine theologische Ausbildung. Später studierte ich Pädagogik. Ich möchte mein Leben dafür einsetzen, dass Kinder und Jugendliche in ihren Herzen ebenfalls von Gottes Liebe berührt werden. Klar, das kann mitunter lange dauern und ist eine grosse Herausforderung. Aber ich glaube, dass es die Mühe wert ist.
Ich schreibe dies, um denen zu danken, die diese Schule gegründet haben, und sie mit Gebeten und Gaben unterstützen. Gott hat diese Einrichtung benutzt, um meinem Leben eine vollkommen andere Richtung zu geben. Heute bin ich 34 Jahre alt und habe zwei wunderbare Kinder. Zusammen mit meinem Mann arbeite ich an der neuen Gutenberg-Schule in Ostparaguay. von Alexandra


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