Histoires

Sannu! Inakwana? – Hallo, wie geht’s?

Eingangsbereich/Haltestelle vom Spital Galmi

So werde ich oftmals am Tag begrüsst, wenn ich durchs Spital laufe. «Haussa» heisst die Sprache, die in diesem Teil von Niger von den Leuten gesprochen wird. Die Amtssprache des Landes ist Französisch, doch mit den wenigsten Patienten kann ich mich so verständigen. Oft haben sie eine weite Reise und eine lange Leidenszeit hinter sich, bis sie ins Galmi-Spital kommen. Das Spital hat knapp 200 Betten, verschiedene Abteilungen, 2 OP-Räume und auch ein kleines Röntgenhäuschen. Die Filme müssen wir ganz von Hand in der Dunkelkammer entwickeln. Ich brauchte etwas Zeit, bis ich herausfand, auf was alles man achten muss, um eine einigermassen akzeptable Qualität der Bilder hinzukriegen. Wir haben viele wüste Frakturen, sehr oft von Töffunfällen. Der Töff ist das Haupttransportmittel. Die Leute sitzen zu zweit, zu dritt oder zu viert darauf, manchmal mit einer Ziege dazwischen oder einem Huhn auf dem Arm.

Der Röntgenraum ist klein und die Patienten erhalten wenig oder keine Schmerzmittel. Für mich stellt es oft eine grosse Herausforderung dar, die Aufnahmen mit sehr begrenzten Mitteln anzufertigen und zusehen zu müssen, wie sehr die Patienten leiden, ohne dass ich ihnen helfen kann. Sie sind unglaublich tapfer. Die Zustände im Spital sind für unsere Verhältnisse sehr schockierend. Die Betten oder auch nur Metallliegen sind eng aneinander gestellt, sodass man zum Teil kaum durchkommt. Die Angehörigen sitzen und liegen überall auf dem Boden. Die schmutzigen und verbluteten Verbände ziehen eine Unmenge an Fliegen an.

In meiner Freizeit lebe ich auf einem überwachten und eingezäunten Compound, angrenzend ans Spitalgelände, mit vielen Amerikanern und Australiern zusammen. Das Leben und der Komfort, den wir geniessen, ist ein totaler Kontrast zum Leben der Einheimischen im Dorf. Trotzdem erlebe ich jeden Tag neue Überraschungen. Einmal nach einem Piketteinsatz spät am Abend kam ich nicht mehr in meine Wohnung rein, weil die Tür kaputt war. So schlief ich kurzfristig bei einer Kollegin auf dem Boden, bis ich am morgen früh schon wieder geweckt wurde für den nächsten Einsatz. Manchmal verirrt sich ein Gecko in der Badewanne und wartet darauf, daraus befreit zu werden. Im Moment haben wir Hitze- und Trockenzeit. Den Tag über ist es 40° oder darüber, am Morgen fühlt sich die Luft kühl an, da ist es jeweils etwa 30°. Der nächste Regen wird im Juni kommen.

Ich kann ohne Maschine Jogurt herstellen, die Temperatur in den Häusern ist gerade ideal dafür. Doch zum Schlafen benütze ich doch die Klimaanlage, der Körper macht sonst irgendwann nicht mehr mit.

Meine Zeit hier in Afrika ist schon bald vorüber, nachdem ich mich langsam an alles gewöhnt habe.

 

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