Histoires

Hässigs in Äthiopien

«Komme ich in die Hölle, wenn ich nicht an Maria glaube?» Solche Fragen zeigen uns, wie andersartig diese Kultur hier ist. Zahlreiche orthodoxe Feiertage, Fastenzeiten, Hochzeiten und Kondolenzbesuche unterbrechen den Alltag. Das direkte Zusammensein in der Familie ist sehr wichtig – gezwungenermassen, da Wohnraum teuer ist. Auf dem Land (bereits 3 km ausserhalb) ist die Situation fast wie zu biblischen Zeiten! Frauen holen Wasser am Brunnen und Ochsen pflügen die Felder. Da prallen Welten aufeinander. Und damit muss diese Gesellschaft nun fertig werden. Traditionen und Kirchliches werden hinterfragt. TV und Smartphones dringen ins Leben ein. Anonymes, säkulares Stadtleben lockt. Irgendwo in diesen Spannungen bewegen wir uns, als Weisse und Fremde. Ich (Werner) ringe oft mit der Frage: Wieviel soll ich mich in die Kultur einfügen und wo soll ich zu dem mir bisher Vertrauten stehen? Vorläufig beobachte ich. Aber nicht aus Distanz. Ich will Freude und Ermutigung verbreiten und Nähe zulassen: bewusst Leute in Tigrinya ansprechen und ihnen auf Augenhöhe begegnen; auch schmutzige Kinder umarmen usw.

Das Lernen der Sprache fordert uns enorm. Wir können nun etwa 500 Wörter verstehen, wenn sie langsam gesprochen werden. Trotzdem verstehen wir im Alltag kaum etwas. Das ist recht frustrierend. Schön ist, dass die wenigen Worte, die wir sprechen, meist verstanden werden und mit grossem Smile quittiert werden. Wir bleiben dran, weil wir uns für die nächsten 10 Jahre für dieses Volk engagieren wollen.

Kurse Cornelia (Female Health)
Mittlerweile kommen zwei sehr interessierte Mädchengruppen und stellen viele gute Fragen. Sie zeigen mir, was man landläufig glaubt und was die Lehrer unterrichten. Wir bauen unser Netzwerk aus und es berührt mich immer wieder, wenn uns Gott Kontakte schenkt, die bezüglich Multiplikation hilfreich sind. Da ist der junge Chirurg, der Werner auf der Strasse anspricht und nun eine Weiterbildung für junge Mediziner aufgleisen möchte. Ebenfalls speziell war die Begegnung mit einer jungen Frau, die zurzeit in Mekelle studiert, aber wieder zurück nach G. im Südwesten geht, wo sie Dozentin an der Uni ist. Sie will das Thema Menstruation einbauen. Der ärztliche Direktor des hiesigen Unispitals hat uns spontan empfangen und war besonders an den «cups» sehr interessiert. Ein Kontakt mit einer Hebammen-Dozentin ist noch pendent.

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