Histoires

Bibel über Bord

An einem Abend unterhielt ich mich mit einer Freundin auf einem Aussendeck des OM-Schiffes «Logos Hope», auf dem ich mit einer internationalen Mannschaft von 400 vorwiegend jungen Leuten lebe und arbeite. Meine Freundin kramte in ihrer Tasche und fand darin einige Johannes-Evangelien, die wir jeweils während unseren Einsätzen an Land verteilen. «Diese brauchen wir zurzeit nicht rumzutragen, da wir wegen der Corona-Pandemie nicht an Land gehen können», sagten wir zueinander.

Ein kleines Boot näherte sich der Logos Hope. Weil ich ausser der Mannschaft schon lange niemanden mehr gesehen hatte, freute ich mich und winkte den Leuten auf dem Boot zu. Sie winkten zurück. Als sie näherkamen, merkte ich, dass es ein Polizeiboot war. Sie kamen so nah heran, dass ich die Polizisten fragen konnte, wie es ihnen gehe und ob sie wüssten, wer wir sind und was wir tun. Da sie die «Logos Hope» nicht kannten, erzählte ich ihnen: «Unsere Mannschaft stammt aus etwa 50 Ländern. Wir glauben alle an Jesus und wollen Bildung, Hilfe und Hoffnung in Hafenstädte rund um die Welt bringen. Dazu betreiben wir einen grossen Bücherladen an Bord und heissen jedes Jahr etwa eine Million Besucher willkommen. In Zusammenarbeit mit Kirchen und Organisationen leisten wir in den jeweiligen Häfen auch praktische Hilfe.»

Plötzlich kamen mir die Johannes-Evangelien in der Tasche meiner Freundin in den Sinn und ich fragte die Polizisten, ob wir ihnen ein Buch schenken dürften. Sie sagten Ja und ich nahm eines der Evangelien in die Hand. Es war windig und der Abstand zwischen uns und dem Boot war recht gross. Deshalb zögerte ich und fragte mich: «Soll ich es wirklich werfen?» Doch dann betete ich: «Okay, Jesus, wenn du möchtest, dass sie es erhalten, dann sorgst du dafür, dass es ankommt.» Ich warf das Buch und es fiel genau ins kleine Boot unter uns! Die Polizisten freuten sich sehr darüber und für uns war es ein kleines Wunder.

Mir wurde bewusst: «Es ist super, wenn wir draussen sein und Gottes Wort weitergeben können. Dafür müssen wir aber nicht unbedingt vom Schiff gehen. Gott kann uns Möglichkeiten schenken, auch aus der Quarantäne heraus Menschen zu erreichen.» Dieses Erlebnis veränderte meine Perspektive. Seither nutze ich die sozialen Medien, um von Gottes Liebe zu erzählen. Ich glaube, wir sollten umdenken: Ja, wir können das Schiff zurzeit nicht verlassen, aber Gott führt uns und kann uns immer noch in seiner Arbeit gebrauchen!

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